Eine Kurzanalyse zur Gillette 2019 Markenkampagne inklusive sehr lesenswertem externen Beitrag habe ich bereits hier verfasst. Im Windschatten des #GilletteAd Shitstorms bahnt sich jedoch aktuell eine weitere Empörungswelle zum neuen US-Werbespot für das 2019er VW Tiguan Modell an, und hier muss ich tatsächlich eine Gegenposition einnehmen: Jungs, kommt wieder runter!
Ja, die Message des Spots ist „female empowerment“, und der Partner wird als fauler, unreifer Gamer dargestellt. Jedoch ist der Grundton des Werbespots ein positiver, der sogar einen Kerl zum Schmunzeln anregen sollte, und seine Zielgruppe sehr gut erreichen dürfte. An dieser Stelle möchte ich auf das grandiose Buch „Unconscious Branding“ des ehemaligen Volkswagen US-Marketingchefs Douglas van Praet hinweisen, der mit seiner „Das Auto“-Kampagne dem Volkswagen US-Marketing bis heute eine großartige Prägung geben konnte und entscheidend zum Markterfolg beigetragen hat (… bis dann die Diesel-Sache kam, aber das ist ein anderes Thema…). Einer seiner berühmtesten Spots folgt hier:
Sie merken bereits worauf ich hinaus will: das Zauberwort heisst nach wie vor „positive empowerment“ bzw. positives Messaging, und genau daher halte ich die Empörungswelle auf den 2019er Tiguan Spot eher für einen zeitlich unglücklichen Zusammenhang zur mißratenen Gillette Kampagne, die aufgrund ihrer derart negativen Zielgruppenansprache schon fast als „ragebait“ bezeichnet werden könnte. Bei einer nüchternen Analyse des Tiguan Spots bleibt mir nur mit einem Schmunzeln im Gesicht festzustellen, dass das Mädel doch durchaus Grund hat, ihren faulen, unreifen „Manboy“ einfach in der Wohnung zu lassen, wenn sie die ganze Umzugsarbeit mit ihren Freundinnen alleine machen musste. Und bei allem männlichen Empörungsverständnis, aber der Kerl wird nun auch nicht übermässig negativ dargestellt.
Also: Jungs, kommt wieder runter und zieht euch ein kaltes Bier! Nicht jedes Unternehmen will euch was böses, nur weil Gillette mal fies übers Ziel hinausgeschossen sind. Das lernen die schon noch, wenn’s sein muß auch an den Umsätzen.
p.s. Da ich schon mit Bücherempfehlungen angefangen habe hier die brandneue „Marketing Rebellion“ von Mark Schaefer – angesichts der aktuellen Aufregungskulturen um „negative campaigning“ ein Buch das ich eventuell noch ausführlich hier vorstellen werde, da Mark ähnlich wie Douglas (und ich) ein absoluter Verfechter des grundsätzlich positiven Marketings ist, das immer den Kunden als Menschen in den Mittelpunkt stellt. Lesenswert!